Jesus lebt wieder!
Alles gut auf der Welt
Heute ist Ostermontag. Offensichtlich haben wir dieses Jahr einen Tausch gebraucht. Der Deal: der Papst Franziskus gegen Jesus. Oder andersherum, da Jesus dieses Jahr wieder am Sonntag auferstanden ist, musste Franziskus jetzt gehen. Ruhe in Frieden. Ein Verlust nicht ohne Hoffnung, denn zumindest haben wir Jesus wieder, oder?
Bevor wir weiter machen, würde ich dir gerne drei Frage stellen, vieleicht ist doch alles in Ordnung mit der Welt.
- Hast du dieses Jahr über Ostern frei?
- Hast du Ostern gefeiert?
- Ist Jesus für dich am Ostersonntag auferstanden?
Keine Sorge, das ist kein Test. Ich frage nur aus Interesse. Mich interessiert vor allem eins: Sind wir denn in Europa eigentlich eine christliche Kultur oder kann das weg?
Die Freude der Auferstehung
Dieses Jahr, wie jedes andere Jahr davor auch, kamen die Osterferien. Eine Zeit, in der man oft genug Zeit für die Familie, die Freunde, schönes Essen und Ausflüge hat. Anders als in der Weihnachtszeit, gibt es aber (zumindest in Berlin) keine riesen Schlangen vor den Läden oder verkaufsoffene Sonntage. Wieso denn auch? Es geht ja, anders als in der Weihnachtszeit, nicht um Konsum, sondern allein um den Grundstein des christlichen Glaubens: Die Passion Christi, seinen Tod und seine Auferstehung. Das Mysterium des Glaubens. Oder?
Anders als in anderen Jahre ist mir aufgefallen, dass viele Leute mir dieses Jahr frohe Ostern wünschen. Am Freitag. Bzw. schon am Freitag. Wenn du alle drei Fragen mit "ja" beantwortet hast und hier nicht stutzig wirst, dann bist du hier genau richtig. Aber zuerst muss ich ein bisschen klugscheißen. Die katholische Erziehung muss sich richtig lohnen.
Ostern ist ja bekanntlich das größte Fest der Christen. Ein Alleinstellungsmerkmal des Christentums, wenn man so will. Für die anderen abrahamitischen Religionen ist Jesus nicht der Messias, sondern (für das Judentum) einfach irgendein Typ mit so Größenwahnsinn, oder (für den Islam) ein weiterer Prophet. Wichtig ist, dass Jesus für die einen stirbt, damit sein Ende findet und für die anderen einfach nicht am Kreuz stirbt. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass Jesus für Nicht-Christen ein ganz normaler Sterblicher war. Nur in der christlichen Tradition ist Jesus Gott selbst, zusammen mit dem Vater und mit dem Heiligen Geist, was wiederum bedeutet, dass er nicht wirklich sterben kann. Ergo, die Auferstehung. Ostern ist daher die Quintessenz der größten Religion der Westlichen Welt. Die Geschichte fängt am Palmsonntag an, wenn Jesus in Jerusalem ankommt. Tl;dr er konfrontiert die jüdischen Eliten und wird am Ende von Pontius Pilatus zum Tode am Kreuz verurteilt. Am Karfreitag wird er bekreuzigt und stirbt dann um 15:00. Seine Leiche wird dann vom Kreuz genommen und in ein Höhlengrab gebracht. Am Sonntag steht das Grab plötzlich offen und die Leiche fehlt. Am Ostermontag erscheint Jesus seinen Jüngern und beauftragt sie, die Frohe Botschaft in der Welt zu verbreiten. Ein Auftrag der, mal mehr und mal weniger, wörtlich genommen, in die Versklavung und Zerstörung verschiedener Völker in den nächsten 21 Jahrhunderten münden würde.
Anders gesagt, wenn man das mit Ostern ernst nimmt, gibt es überhaupt keinen Grund zu Freude am Karfreitag oder am Karsamstag. Die Freude der Auferstehung, der eigentliche Feiertag, ist und bleibt der Ostermontag. Und zwar jedes Jahr. Nicht weil Jesus jedes Jahr von neuem sterben muss, schließlich ist er nicht Prometheus, sondern weil es wichtig ist, Wichtiges in Erinnerung zu rufen und nicht zu vergessen. Weil "nie wieder ist jetzt". Und sich daran zu halten, ist Arbeit.
Und wieso ist das wichtig?
Eine gute Frage. Wieso denn eigentlich? Nun ja, blicken wir auf die Ergebnisse der Bundestagswahlen 2025, um eine Antwort zu finden: Die zwei stärksten Parteien waren, laut der offiziellen Statistik des Bundestages, die CDU mit 22,6% und die AFD mit 20,8% der Stimmen. Ich möchte natürlich nicht beide Parteien in denselben Topf werfen, sondern nur eine Ähnlichkeit ansprechen: Beide Parteien beschäftigen sich intensiv mit der Identität Deutschlands. Die CDU trägt es sogar im Namen, sie ist ja die Christlich Demokratische Union, also muss das Ding mit Jesus schon irgendwo wichtig sein. Und die AFD will Deutschland den Deutschen zurückgegeben glauben. Was auch immer das bedeutet. Und das, meine Freunde, ist mein Punkt: Was bedeutet das? Wer sind wir Deutschen? Und wieso ist das Ding mit Jesus überhaupt noch wichtig? Ich meine, die Feiertage sind schön und alles, aber wer feiert denn wirklich Ostern? Sind wir als Gesellschaft wirklich noch Christen? Oder tun wir nur so, um uns von den Muslimen (und allen anderen) abzuheben?
Die Angst um die Feiertage
Wenn ich mich umschaue und frage, wieso wir Ostern feiern, höre ich oft, dass es nicht wichtig ist, wieso oder was wir feiern, sondern dass es alleine um die Tatsache geht, dass wir feiern. Ist richtig. Nicht nur von Brot lebt der Mensch, sondern auch von Feiertagen. Aber, wenn dass wirklich stimmt, wieso haben wir in Deutschland 'nur' die christlichen und die staatlichen Feiertage? Zumindest Berlin würde davon profitieren, ein paar andere Feiertagen von anderen Religionen zu übernehmen. In dem Sinne: Frohe Ostern!